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Kurs Bodenpraktiker*in: Mist ist des (Bio)Bauern Gold

Meldung  | 

Am Dienstag, 29. April, fand die dritte Einheit des Kurses «Bodenpraktiker*in» am FiBL in Frick statt. Im Zentrum des Kurstages stand diesmal das Thema der organischen Düngung – ein zentrales Element für gesunde Böden. Die Teilnehmenden setzten sich mit den vielfältigen Eigenschaften organischer Dünger auseinander und diskutierten über unterschiedlichste Aufbereitungsverfahren sowie Massnahmen zur Emissionsreduzierung.

Biobetriebe sind auf die Nährstoffversorgung mit organischen Düngern angewiesen. Daher widmete sich das dritte Modul des Kurses Bodenpraktiker*in diesem wichtigen Thema. Foto: Liebegg, Rita Ziltener

Am Nachmittag ging es für die Teilnehmenden auf den Betrieb von Daniel Böhler. Dort wurde der theoretische Input des Morgens mit praktischen Übungen ergänzt. Foto: Liebegg, Rita Ziltener

Mitgebrachte Proben der eigenen Gülle wurden auf Stickstoffgehalt, Fliessfähigkeit, Geruch, Farbe und weitere Eigenschaften untersucht. Ausserdem diskutierte man die unterschiedlichen Möglichkeiten der Hofdüngeraufbereitung aus einer praktischen Sicht. Foto: Liebegg, Rita Ziltener

Was nach einer Erfrischung mit Coca-Cola aussieht ist eigentlich Gülle, welche auf Stickstoff analysiert wird. Häufig verschätzen sich Praktiker*innen, wenn es um den Stickstoffgehalt ihrer Gülle geht. Foto: Liebegg, Rita Ziltener

Nach einer kurzen Begrüssung durch den Moderator Tim Schmid aus dem Departement für Bodenwissenschaften am FiBL gab Else Bünemann, Leiterin des Departments, zum Einstieg einen Überblick über verschiedene organische Dünger und deren Eigenschaften. Ein zentraler Grundsatz im Biolandbau sei die Schliessung von Nährstoffkreisläufen, sagte sie. Auch wenn der Kreislauf zwischen Futterbau und Tierhaltung grundsätzlich möglichst geschlossen sein sollte, verlassen dennoch mit den tierischen und pflanzlichen Produkten wertvolle Nährstoffe den Hof.

Gülle, Gärgülle, Gärdünngülle, flüssiges Gärgut...

Bünemann schaffte erst einmal Klarheit im Begriffsdschungel: Bei organischem Dünger unterscheide man zwei Hauptkategorien – Hof- und Recyclingdünger. Hofdünger entstehen aus tierischen Ausscheidungen auf dem Betrieb. Natürlich ist im Mist auch Stroh drin, aber ohne Kot wird es kein Hofdünger. Beispiele dafür sind Mist, Mistkompost oder Gülle und deren Vergärungsprodukte mit maximal 20 Prozent nicht-landwirtschaftlichen Kosubstraten.

Recyclingdünger entstehen laut Bünemann bei der Verwertung von organischen, nichtlandwirtschaftlichen Abfällen, dazu gehören festes oder flüssiges Gärgut. Sie helfen, die Kreisläufe besser zu schliessen, treffen in der Praxis aber auch auf Skepsis – zum Beispiel wegen möglicher Fremdstoffe.

Eine dritte Kategorie stellt der Handelsdünger dar: industriell verarbeiteter und im Handel als gebrauchsfertiges Produkt angebotener organischer Dünger, wie Hornmehl, Federmehl oder Hühnermistpellets.

Dünger ist natürlich nicht gleich Dünger

Düngerarten unterscheiden sich nicht nur in Bezug auf ihre Herkunft und Herstellung, sondern auch in ihren Nährstoffverhältnissen, so Bünemann. Bekanntlich ist Stickstoff in flüssigen Düngern wie Gülle oder Gärgülle für Pflanzen schneller verfügbar als jener in festem Dünger wie Mist oder Kompost. Unter den Teilnehmer*innen wurde diskutiert, ob man solch schnellwirksame Stickstoffdünger wie Gärgülle überhaupt wolle im Biolandbau.

Das Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis

Jedoch gibt es auch innerhalb der festen und flüssigen Dünger Unterschiede in der Stickstoff-Verfügbarkeit: Ein zentraler Faktor dabei ist das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff (C/N-Verhältnis). «Ist dieses Verhältnis hoch – also zum Beispiel zwischen 20 und 30 –, wie es bei Kompost der Fall ist, wird im ersten Jahr kaum pflanzenverfügbarer Stickstoff freigesetzt. Erst mit der Zeit wird Stickstoff wieder freigesetzt, von dem die Pflanzen dann profitieren», erklärte Bünemann.

Bei einem tiefem C/N-Verhältnis – um 5, wie bei Rindergülle oder Hornmehl – erfolgt die Freisetzung deutlich schneller.

Zuletzt variiere die Zusammensetzung von Hofdüngern auch je nach Tierart und deren Fütterung, betont Bünemann. Beispielsweise enthält Rindergülle vergleichsweise viel Kalium, während Schweinegülle ein höheres Verhältnis von Phosphor und Kalium zu Stickstoff hat. Auch das Leistungsniveau von Milchkühen hat einen Einfluss auf die Nährstoffzusammensetzung in den Hofdüngern.

Flüssige organische Dünger gleichauf mit Mineraldüngern

Zum Schluss ihres Vortrags berichtete Bodenexpertin Bünemann vom FiBL Projekt «Recycle4Bio». Dabei wurden verschiedene organische Dünger – insbesondere Rindergülle, Gärgülle, flüssiges und festes Gärgut – im Vergleich zu Mineraldünger auf ihre Wirkung hinsichtlich Ertrag, Klimabilanz und Bodenfruchtbarkeit untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass flüssige organische Dünger in Bezug auf den Ertrag mit Mineraldüngern mithalten können. Feste organische Dünger wie festes Gärgut haben anfangs geringe Ertragswirkung, tragen aber langfristig zum Humusaufbau und somit zur Verbesserung der Bodenstruktur bei.

Nährstoffnutzung durch Aufbereitung von Mist und Gülle verbessern

Aline Dallo aus der Gruppe Anbautechnik Ackerbau am FiBL präsentierte unterschiedliche Möglichkeiten der Hofdüngeraufbereitung. Vorgestellt wurden Verfahren zur Aufbereitung von Mist (zum Beispiel Stapelmist, Rottemist, Mistkompost) und Gülle.

Durch das Verdünnen der Gülle – meist mit Wasser aus Stallreinigung, Milchkammer, Haushalt und Regenwasser – lassen sich gasförmige Stickstoffverluste durch Ammoniakbindung reduzieren und die Fliessfähigkeit des Düngemittels verbessern, erklärte Dallo. Dies verhelfe zu einem besseren Abtropfen von den Pflanzen, weniger Futterverschmutzung und einer schnelleren Bodeninfiltration im Feld. Die Verdünnung ist jedoch ein kostspieliges Verfahren – vor allem wegen des Aufwands für Lagerung und Ausbringung – und eignet sich am besten für arrondierte Betriebe mit verfügbarem Wasser.

Die Gülleseparation hingegen ermögliche eine Trennung in Dünngülle und feste Bestandteile, so Dallo. Dadurch entstehen zwei gezielt einsetzbare Dünger: ein stickstoffreicher Flüssigdünger mit schneller Wirkung und ein phosphorbetonter Feststoff mit langsamer Stickstoffnachlieferung und guter Humuswirkung – jeweils passend für unterschiedliche Kulturen und Wachstumszyklen. Auch in diesem Verfahren ist der Aufwand und die benötigte Infrastruktur eher gross und es gilt, Vorteile gegen Kosten abzuwägen.

Das kleine 1x1 zur Vermeidung von Stickstoffverlusten

Ein brisantes Thema, wenn es um Düngung geht, sind die dabei emittierten Treibhausgase. Bei der Ausbringung von organischem Dünger sind das vor allem gasförmige Verluste in Form von Ammoniak (NH3) und Lachgas (N2O) sowie Verluste von Nitrat (NO3-) durch Auswaschung. Rita Ziltener vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg referierte über wirksame Massnahmen zur Reduzierung solcher Verluste.

Zu den Stickstoffverlusten komme es besonders bei der Ausbringung von Düngemitteln, aber auch während der Lagerung, auf der Weide und im Stall, führte Ziltener an. 
Daher sei es wichtig, durch einen optimal gewählten Ausbringungszeitpunkt (kühl, leichter Regen), angepasste Ausbringungsverfahren wie Schleppschlauch oder Gülledrill, eine schützende Bodenbedeckung sowie die Aufteilung der Düngergaben die Verluste möglichst gering zu halten.

Sophie Schürmann, FiBL

Weiterführende Informationen

Hinweis: Dies ist eine tagesaktuelle Meldung. Sie wird nicht aktualisiert.

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